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Kuriositäten

Das Rätsel des dreifarbigen Fells: Warum die Genetik der Fellfarbe bei Katzen dazu führt, dass 99,9 % weiblich sind

Das dreifarbige Fell tritt fast ausschließlich bei Weibchen auf, da es zwei X-Chromosomen erfordert, um die orangefarbenen und schwarzen Gene durch zufällige genetische Inaktivierung zu kombinieren.

Das Bild einer dreifarbigen Katze, einer Glückskatze (Calico), ist sofort erkennbar. Ihr Fell, ein lebhaftes Mosaik aus Schwarz, Orange und Weiß, ist ein Phänomen, das ebenso alltäglich wie für viele rätselhaft ist. Wenn Sie sich jemals gefragt haben, warum 99,9 % dieser Tiere weiblich sind, liegt die Antwort in einer der faszinierendsten Kuriositäten der Genetik dreifarbiger Katzen.

Die Geschlechtschromosomen und das Gen, das die orangefarbene Fellfarbe bestimmt

Um dieses Rätsel zu verstehen, müssen wir in die Grundlagen der Genetik der Fellfarbe bei Katzen eintauchen. Bei Säugetieren wird das Geschlecht durch die Geschlechtschromosomen bestimmt: Weibchen haben zwei X-Chromosomen (XX), und Männchen haben ein X- und ein Y-Chromosom (XY).

Das Gen, das für die Farbe Orange (O, für Orange) oder Schwarz (o, für Nicht-Orange) des Fells verantwortlich ist, befindet sich ausschließlich auf dem X-Chromosom. Hier liegt der Schlüssel zur dreifarbigen Färbung:

  • Männchen (XY): Sie haben nur ein X-Chromosom. Daher können sie nur eine geschlechtsgebundene Farbe ausprägen: Sie sind orange (wenn sie X^O erben) oder schwarz/getigert (wenn sie X^o erben).

  • Weibchen (XX): Da sie zwei X-Chromosomen haben, können sie eine Kopie des Orange-Gens (X^O) und eine Kopie des Schwarz-Gens (X^o) erben. Nur wenn sie beide Versionen besitzen (Genotyp X^O/X^o), können sie beide Farben ausprägen, was zu dem für die dreifarbige Färbung notwendigen zweifarbigen Mosaik (Schwarz und Orange/Creme) führt.

Die weiße Farbe der Katze ist auf ein anderes Gen zurückzuführen, das für Scheckung (Piebald) verantwortlich ist, was zu weißen oder unpigmentierten Bereichen auf dem Körper der Katze führt.

X-Inaktivierung

Doch wie sind diese Farben gleichzeitig sichtbar? Hier kommt ein biologischer Prozess ins Spiel, der X-Inaktivierung (oder Lyonisierung) genannt wird – ein zentrales Konzept in der Genetik der Katzenfarben. Da Weibchen zwei X-Chromosomen haben, hat die Natur einen Mechanismus entwickelt, um während der Embryonalentwicklung in jeder Zelle zufällig eines davon zu deaktivieren.

  • Wenn die Zelle das X^O deaktiviert, wird das schwarze Allel (X^o) ausgeprägt.

  • Wenn die Zelle das X^o deaktiviert, wird das orangefarbene Allel (X^O) ausgeprägt.

Dieser zufällige Prozess erzeugt das für Calico- oder Schildpattkatzen charakteristische Muster aus orangefarbenen und schwarzen Flecken. Jeder Farbfleck auf der Katze stammt von einer Zellpopulation, in der dasselbe X-Chromosom inaktiviert wurde. Sie können dies besser mit einem Diagramm zur Genetik der Katzenfarben visualisieren.

Die 0,1 % der dreifarbigen Männchen: Eine genetische Anomalie

Was ist also mit diesen 0,1 % der dreifarbigen Männchen?

Diese Kater sind eine biologische Seltenheit mit einer genetischen Verfassung, die als Klinefelter-Syndrom bezeichnet wird. Ihr Chromosomensatz ist XXY. Genau wie die Weibchen haben sie zwei X-Chromosomen, was ihnen den Genotyp X^OX^oY und somit das dreifarbige Fell ermöglicht.

Aufgrund dieser Anomalie in der chromosomalen Vererbung sind jedoch fast alle dreifarbigen Männchen unfruchtbar. Dies lehrt uns, wie die Genetik der Katzenfarben funktioniert, und zeigt, dass die Reproduktion des dreifarbigen Musters für ein Männchen im Grunde unmöglich ist.

Die Genetik der Fellfarbe bestimmt nicht nur die Schönheit ihres Haarkleides, sondern auch ihr Geschlecht. Die Kuriosität der dreifarbigen Katze ist ein perfektes Beispiel dafür, wie der DNA-Code —insbesondere das mit langem Haar in Verbindung stehende FGF5-Gen, das wir auf unserer Website untersuchen— eine entscheidende Rolle bei der Definition der verschiedenen genetischen Merkmale von Katzen innerhalb ihrer familiären Abstammung spielt.